Das Down-Syndrom
WAS IST DAS DOWN SYNDROM?
Die Entwicklung des Kindes mit Down-Syndrom wird durch die Chromosomenveränderung beeinflusst. Infolge der noch nicht ausreichenden Ausreifung des Zentralnervensystems ist das Kind in seiner Fähigkeit auf Reize entsprechend zu reagieren eingeschränkt. Dies kann durch einen herab-gesetzten Spannungszustand der Muskulatur (des gesamten Körpers) verstärkt werden.
Die individuellen körperlichen und kognitiven Ausgangsbedingen des Kindes wirken sich spezifisch auf die Sprachentwicklung aus, dementsprechend zeigen Kinder mit Down Syndrom ähnlich unterschiedliche sprachliche und nicht-sprachliche Kompetenzen wie Kinder ohne Down Syndrom.
Nach der Geburt eines Kindes mit Down Syndrom ergeben sich viele Fragen zur veränderten Lebenssituation, vor allem wie das Kind in seiner Entwicklung gefördert werden kann. Wir möchten Hinweise geben auf die sprachtherapeutischen Fördermöglichkeiten.
WELCHE SCHWIERIGKEITEN KÖNNEN IN DER SPRACHENTWICKLUNG AUFTRETEN?
- Lallen mit wenigen Variationen
- Raue, manchmal überlaute Stimme
- Später Sprechbeginn
- Verzögerungen im Wortschatzaufbau
- Lautbildungsfehler
- Verzögerungen im Grammatikerwerb
WELCHE SCHWIERIGKEITEN KÖNNEN BEI DER NAHRUNGSAUFNAHME AUFTRETEN?
- Schwierigkeiten beim Stillen
- Schwacher Lippenschluss beim Essen mit dem Löffel, schwache Kaufunktion
- Häufige Tendenz zur Mundatmung und dadurch ungenügender Mundschluss
- Abstützen der Zunge an Unterkiefer oder Unterlippe; Lutschen an der Zunge
WAS SOLL EINE SPRACHTHERAPEUTISCHE BERATUNG BEINHALTEN?
- Eine frühzeitige sprachtherapeutische Untersuchung wäre wünschenswert, um zu entscheiden, ob eine Beratung und/oder eine Therapie notwendig erscheinen.
- Hilfestellung beim Stillen
- Hilfestellung bei der Ernährung mit der Flasche
- Wenn ein Stillen an der Brust nicht möglich ist, sollte darauf geachtet werden, dass der Sauger nicht zu groß ist und die Nahrung nicht aus dem Saugerloch heraus rinnt
- Hilfestellung bei der weiteren Nahrungsaufnahme
- Beratung der Eltern hinsichtlich kommunikativen und spielerischen Verhaltens
- Unterstützung und Beratung bei der Sprech- und Sprachentwicklung
WAS BEINHALTET DIE SPRACHTHERAPIE BEI DOWN SYNDROM?
- Unterstützung des Saugens durch spezielle Therapietechniken, um den Saugrhythmus des Kindes zu stärken bzw. zu unterstützen, oder ihn überhaupt anzubahnen.
- Myofunktionelle Therapie (MFT), Orofaciale Regulationstherapie (ORT nach Castillo Morales) oder Propriozeptive Neuromuskuläre Faszilitation (PNF), am besten jedoch eine individuelle Methodenkombination, die ein Erlernen ungünstiger Bewegungsabläufe verhindern sollen.
- Anpassen einer Gaumenplatte, in Zusammenarbeit mit einem Kieferorthopäden, wenn dies erforderlich ist und immer in Kombination mit einer sprachtherapeutischen Therapieform.
- Hörtraining zur Verbesserung der auditiven Wahrnehmung und auditiven Differenzierung
Therapie bei Störungen der Aussprache:
- Artikualtionstherapie bei einer phonetischen Störung (Störung bei der Bildung von Sprachlauten)
- Phonologische Therapie
- Therapie der verbalen Entwicklungsdyspraxie z.B. mit Hilfe von Lautgesten (z.B. VEDiT)
- Ggf. Versorgung mit einem Kommunikationsgerät ("Unterstützte Kommunikation - UK")
Therapie bei Verzögerungen des Wortschatzerwerbs:
- Wortschatzaufbau durch Input Spezifizierung nach dem patholinguistischen Ansatz
- Gebärden zur Förderung des Wortschatzerwerbs (GUK-Gebärden-unterstützte Kommunikation, DGS-Deutsche Gebärdensprache, LBG- Lautsprachbegleitende Gebärden, MAKATON)
- Wortschatzaufbau mit Hilfe des Konzeptes "Frühes Lesen" (Nutzung des guten visuellen Gedächtnisses um Wörter leichter zu speichern und damit den Wortschatzerwerb zu erleichtern, ab 2-3 Jahren)
Therapie bei Störungen der Grammatik:
- z.B. Syntax und Morphologietherapie mit PLAN (Siegmüller & Kauschke, 2006)
Wenn keine speziellen Probleme auftreten, kann die sprachtherapeutische Beratung begleitend eingesetzt werden. Eine kontinuierliche sprachtherapeutische Behandlung sollte jedoch frühest möglich beginnen, wenn es Schwierigkeiten im Bereich der Nahrungsaufnahme gibt. Der Behandlungsansatz wird somit den jeweiligen Bedürfnissen des Kindes angepasst.
Text: Bente von der Heide mit Auszügen des Berufsverbandes logopädieaustria ©
Fotos: Bente von der Heide (wenn nicht anders angeben)